♦   Aus der Sicht des Einzelhandel

Die Kunden haben mit mir im Duett geschimpft!
Dem Einzelhandel entsteht durch Graffiti nicht nur finanzieller Schaden.

„Als ich am Morgen meine Apotheke aufsperren wollte und die Schmiererei entdeckt habe, habe ich gedacht: Jetzt ist es also soweit!“ Dem Einzelhändler Helmut W. aus München war klar, dass die Außenwand seines Geschäfts - „gut erreichbar und in einer eher dunklen Straße gelegen“ eine Versuchung für Sprayer darstellen würde. Jährlich entsteht durch Graffiti ein Sachschaden von bundesweit 200 Millionen Euro. 60 Millionen Euro davon entfallen auf private Eigentümer, wie etwa Hausbesitzer und Einzelhändler. Die Frage, ob der Schriftzug an seiner Wand nun schützenswerte Kunst ist oder doch nur Sachbeschädigung, war für W. leicht zu beantworten. Schließlich waren seine Kunden alles andere als begeistert über die neue Wandgestaltung: „Die Kunden haben quasi mit mir im Duett geschimpft!“.

Fehlende Aufenthaltsqualität bedeutet sinkende Umsätze
Durch Schmierereinen an Hauswänden und Unterführungen, verunreinigte Straßen und Plätze entsteht ganz allgemein der Eindruck der Verwahrlosung. Darunter leidet auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Innenstadtbesucher. Die Aufenthaltsqualität leidet - die Besucher und Kunden bleiben aus. Nur wo sich die Menschen sicher und wohl fühlen, gehen sie auch gerne einkaufen. Eine saubere Stadt ist damit auch ein ganz handfester Standortfaktor und Wettbewerbsvorteil.

Ein Schaden von 1000 Euro bedeutet für kleine Betriebe einen herben Verlust
„Die Säuberungsaktion hat mich 1000 Euro gekostet. Denn der Täter hat über den Schriftzug meiner Apotheke, mit dem ich auf mein Geschäft aufmerksam mache, drüber gesprayt. So musste nicht nur die Wand einfach neu gestrichen werden, sondern auch aufwändig ein neuer Schriftzug angebracht werden. Einen ganzen Tag hat der Maler dafür benötigt“, so W.. Ein Schaden von 1000 Euro ist für viele Einzelhändler kein Pappenstiel. Die Mittelständler mussten in den letzten Jahren wegen des schlechten Binnenkonsums bereits massive Einkommenseinbußen hinnehmen. 1000 Euro Verlust gehen da oftmals an die Substanz des Geschäfts und können bei mehrmaliger Wiederholung auch das finanzielle „Aus“ bedeuten.

Hoffen, dass andere vernünftig werden
Nicht nur Geld hat W. die Schmiererei gekostet, sondern auch jede Menge Ärger eingebracht. Schließlich musste der Apotheker Anzeige bei der Polizei erstatten, mit dem Maler einen Termin ausmachen und einen Kostenvoranschlag besprechen: „Alles Zeit, die von meiner Freizeit abgeht. Denn die Arbeit im Geschäft muss schließlich so oder so gemacht werden.“ Einen teuren Schutzanstrich wollte und konnte sich er sich nicht leisten: „Auf der gemörtelten Wand, so der Maler, ist der Schutz auch nicht hundertprozentig - kostet aber einen Haufen Geld.“ W. hofft nun einfach darauf, dass nicht wieder jemand auf die Idee kommt, für andere zu entscheiden, was diese gern auf ihrer Wand hätten und was nicht.

Graffiti sind keine Frage des Geschmacks. Egal ob es sich um aufwändig gestaltete Bilder handelt oder um bloße Schmierereien - solange der Eigentümer nicht gefragt wird, ist das Ganze einfach Sachbeschädigung. Sachbeschädigung die Zeit, Geld und manchmal auch die Existenz anderer vernichtet.


  © 12.06.2006 » erstellt vom Landesverband des Bayerischen Einzelhandels - LBE